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Projekte

Begegnungen mit Literatur in der Oberstufe

Literatur spielt im Fach Englisch eine große Rolle. Durch die Nähe zur Maspernhalle als Ort für Kulturveranstaltungen nimmt die Fachschaft Englisch unterschiedliche Möglichkeiten wahr, Literatur auch auf eine lebendige und greifbare Art und Weise Schülern erfahrbar zu machen. So gehören u.a. Besuche beim Christmas Carol oder bei Shakespeare Aufführungen zu interessanten Angeboten für Oberstufenkurse.

Erfahrungsgemäß stellt die Begegnung mit Werken von William Shakespeare die größte Herausforderung dar. Shakespeares Stücke wurden für die Bühne geschrieben, daher möchten wir den Schülerinnen und Schülern auch in der Schule die Möglichkeit bieten, über einen theaterpädagogischen Ansatz einen modernen und interaktiven Zugang zu Shakespeare zu bekommen. In Kooperation mit einem ausgebildeten Schauspieler und Theaterpädagogen der Royal Shakespeare Company werden in der Qualifikationsphase (Q2) Shakespeare Workshops für die gesamte Jahrgangsstufe angeboten und so die Schüler an die Sprache und die Inhalte Shakespeares auf eine interaktiven Weise herangeführt.

Shakespeare heute – Zeitlose Literatur oder Schnee von gestern?

Als wir im Englisch LK erfuhren, dass wir uns in der nächsten Zeit mit Shakespeare beschäftigen würden, hielt sich die Begeisterung zunächst in Grenzen. Auch als bekanntgegeben wurde, dass Romeo and Juliet unsere Lektüre für die nächsten Wochen werden würde, war es für die meisten schwierig, das leicht genervte Stöhnen zu unterdrücken. Jeder hat eben ein gewisses Bild von dieser ikonischen Liebesgeschichte im Kopf – und es entsprach nicht unbedingt unserer Vorstellung von zeitloser Literatur.

Während die Geschichte wohl jedem von uns in ihrem groben Handlungsverlauf bereits bekannt war, entpuppten sich einige Details doch als Überraschungen. So irritierten uns Julias junges Alter - 13 Jahre (!) - sowie die verschiedenen als Comic Relief eingesetzten Figuren wie die Amme, die wir zuerst nicht unbedingt in einem Drama erwartet hätten. Letztendlich waren wir über ihr Vorhandensein doch mehr als erleichtert, da sie die Atmosphäre deutlich auflockerten und das unfreiwillig Komische in der Geschichte adressierten.

Nachdem wir nun über die Geschichte Romeo und Julias im Detail gesprochen hatten, versuchten wir auch gewisse Bezüge zur Gegenwart herzustellen und entgegen unserer verhaltenen Erwartungen konnten wir einiges zusammentragen. Tatsächlich stellte sich heraus, dass wir alle leider nur zu gut verstehen konnten, wie das Leben mit der Beulenpest, die an einer Stelle beiläufig erwähnt wurde, in etwa gewesen sein musste. Abgesehen davon erwiesen sich Julias Eigenwilligkeit und die homoerotischen Töne zwischen Romeo und Mercutio als unerwartet zeitgemäß für ein Werk, das vor über vier Jahrhunderten veröffentlicht wurde.

Die Unterrichtsreihe schlossen wir dann mit einer Gruppenarbeit ab, wobei verschiedene Szenen von uns inszeniert und in der Aula vorgeführt werden sollten. Es war für uns alle - trotz unserer anfänglichen Skepsis - ein großer Spaß, sich mit Shakespeare nun auch auf so eine Art und Weise zu befassen.
Tabea Lihs und Michelle Pazer im Englisch LK 2020